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Krebs trifft mich bestimmt nicht!

Ein Knubbel, der dort nicht sein sollte – das wusste ich schon, aber ich hätte niemals auf Krebs getippt. Ich war gerade mal 33 Jahre jung, da bekommt man keinen Krebs und sowieso würde ich keinen Krebs bekommen.

Ein Arzt sagte mir, das Röntgenbild sieht gut aus, es sei zu 80 Prozent harmlos, vielleicht sei es Knorpelgewebe.

Dies beruhigte mich für den Moment. Dennoch lautete seine Empfehlung, es spätestens nach einem halben Jahr mit einer weiteren Untersuchung anzuschauen. Da bei mir gerade besonders viel los war, dachte ich mir, dass ich die weitere Untersuchung gerne nach hinten schieben würde. Trotzdem ging ich noch zu meiner Frauenärztin. Sie fuhr unvorsichtig und immer wieder mit dem Ultraschallgerät über den Tumor und meinte, dass die Brust völlig in Ordnung sei, es sei etwas am Knochen, was weiter angeschaut werden sollte. An diesen stechenden und lauten Schmerz erinnere ich mich, als wäre es gestern. Sie war nervös und tat mir während der Untersuchung weh, ich konnte gar nicht verstehen, wie ich ihr Verhalten einordnen sollte. Aber ich wollte mich nicht von ihrer Panik anstecken lassen. Zu diesem Zeitpunkt war mir absolut nicht klar, dass ein Tumor in der Brust knochenhart sein kann. Dass ein Tumor in der Brust entzündlich ist und vor allem, dass er auch auf dem Brustbeinknochen, ganz am Rand der Brust, sitzen kann. Aus heutiger Sicht war ich damals überhaupt nicht aufgeklärt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch absolut keinen blassen Schimmer, was ich hatte.

Also habe ich erstmal meinen Ärzten vertraut, ganz normal weitergelebt und keinen weiteren Verdacht geschöpft. Ich wusste, dass ich den Knubbel weiter untersuchen lassen müsste und das würde ich auch irgendwann in der nächsten Zeit, wenn ich einmal Freiraum dafür habe, tun. Ich sollte eine weitere Untersuchung machen lassen, einen hochauflösenden Ultraschall. Ich erklärte der Klinik, dass bei mir gerade viel los ist und dass ich mich in zwei Monaten wieder melden würde, um einen Termin für die Ultraschalluntersuchung zu vereinbaren. Nur leider hatte die Klinik nach zwei Monaten meine Überweisung verlegt und ich sollte bei meiner Frauenärztin eine neue anfordern. Das traf sich gut, denn ich wollte mir meine Hormonspirale sowieso herausnehmen lassen.

Endlich hormonfrei!

Mit diesem Gefühl bin ich aus meiner Frauenarztpraxis gelaufen, nachdem ich mir die Hormonspirale ziehen gelassen habe, dies war zwei Wochen vor meiner Krebsdiagnose. Sie überwies mich erneut in die Klinik und ich konnte vier Tage später die Ultraschalluntersuchung machen.

"Es könnte Brustkrebs sein, aber gehen Sie erstmal nach Hause."

Mit dieser Aussage der Ärztin hatte sich innerhalb weniger Sekunden mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Ich erinnere mich an dieses hilflose, taube und lähmende Gefühl. Ich stand völlig unter Schock.

Ich war in der Klinik, um den Knorpel checken zu lassen. Es ging direkt ans Eingemachte, ich sollte mich obenrum frei machen und auf eine Untersuchungsliege für den Ultraschall legen. Gesagt, getan. Ich bat die Ärztin, vorsichtig zu sein, da das Ultraschallgerät für mich sehr schmerzhaft war. Sie war so sanft wie möglich, musste aber natürlich über den Knubbel fahren, um ihre Arbeit zu machen. Der Schmerz war anstrengend und die Untersuchung dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Während der Untersuchung unterhielten sich drei Fachpersonen untereinander und niemand sprach mit mir. Ich wurde aufgefordert, den Arm über den Kopf zu heben, ansonsten wusste ich nichts und wurde auch nicht informiert.

Etliche Ultraschallbilder und Minuten später folgte eine Stanzbiopsie. Meine Brustbein wurde mit triefend nassen Tüchern desinfiziert und obwohl ich örtlich betäubt wurde, tat mir „die Stanze“ unbeschreiblich weh.

Dieses laute Geräusch, wenn ein Teil des Tumors weggestanzt wird, vergesse ich nie mehr.

Mein gesamter Körper fing an zu zittern. Ich hatte noch nie solche Schmerzen. Drei Proben wurden insgesamt entnommen und es tat einfach nur weh. Anschliessend ging es weiter zu einer Mammographie-Untersuchung. Mein ohnehin schmerzender Oberkörper musste so platziert werden, dass meine rechte Brust in dem Mammographie-Gerät ausgerichtet werden konnte. Jetzt fuhr ein Ebene herunter und klemmte meine Brust flach ein, sodass ein Röntgenbild gemacht werden konnte. Bei meiner kleinen Brust war das Prozedere extrem unangenehm. Die Arzthelferin entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, allerdings müsse ich jetzt genau in dieser Position stillhalten und mich absolut nicht bewegen, bis die Röntgenbilder aufgenommen waren. Ich hoffte einfach nur, dass alles ganz bald vorbei war.

In dem Moment habe ich mir geschworen: Nie wieder eine Mammographie-Aufnahme!

Als ich die Untersuchungen überstanden hatte, zitterte mein ganzer Oberkörper und ich fühlte mich völlig benommen. Ich stand total neben mir und war gelähmt von der ganzen Prozedur. Die Ärztin kam mit dem Röntgenbild zu mir und teilte mir völlig sachlich mit, dass Verkalkungen zu sehen seien und es Brustkrebs sein könnte. Sie bat mich aber, erstmal nach Hause zu gehen, bis die Biopsie-Werte vorliegen. In diesem Moment habe ich nur gefragt, ob ich mich kurz hinlegen dürfte, da ich körperlich und jetzt auch noch mental völlig überfordert war. Ich durfte. In einem kleinen Zimmer war eine Liege. Mir wurden Bonbons gebracht, damit der Zucker meinen Kreislauf wieder in Schwung bringen würde. Ich habe bis heute ausgeblendet, wie ich eigentlich wieder nach Hause gekommen bin. Der ganze restliche Tag fühlte sich an, als wäre ich in Trance. Als könnte ich gar nicht begreifen und mitbekommen, was um mich herum geschieht. Die Schmerzen in meinem Oberkörper waren extrem. Daher holte ich mir meine Bettdecke und mein Kissen auf das Sofa und liess den Schock und alles Erlebte erst einmal sacken…

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